Celine Dion: ein Weltstar, der sich nicht schont

Konzertkritik: Céline Dion im Stade de Suisse
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Pressebild: Sony Music / © Alix Malka

Weltstar Céline Dion lädt zum ersten Mal nach Bern und beginnt den lauen Abend mit einem kraftvollen Auftakt: «The Power of Love» und «Dans un autre monde». Sofort ist klar: Céline ist da! Wie eh und je. 

 

Sie begrüsste das Publikum und fragte, ob sie auf Französisch oder lieber auf Englisch sprechen sollte. Nachdem ihr keine  eindeutige Antwort entgegen hallte, entschied sich Céline kurzerhand für beides – und wechselte spontan zwischen beiden Sprachen. So ist Céline, everybody’s darling und die «Family Céline», wie ihre Fans gelegentlich genannt werden, jubelt.

 

Sie plauderte über ihre Kindheit («Ich bin die Jüngste von 14 Geschwistern und kam nie zu Wort, das muss ich jetzt alles nachholen.») und bewies ihr Comedy-Talent («Ich bin zum ersten Mal in Bern – und habe noch keine Bären gesehen. Hey, Security,  – Rrroar! – vielleicht kannst du dich mal eben zu mir umdrehen?»).

 

Ein Song, der Mut machte

 

Dem Star geht es nicht nur um Musik, sondern auch darum, den Fans nahe zu sein. Céline scheut sich nicht davor, Persönliches preiszugeben und sprach über ihren geliebten Mann René, der letztes Jahr verstorben ist. Céline betonte, wie der warmherzige Support ihrer Fans in dieser so schwierigen Zeit geholfen habe, und sie wird nicht müde, sich dafür zu bedanken. Es folgte «Recovering», von Pink für Céline geschrieben, ein Song, der ihr Mut machte, nach vorne zu blicken und Schritt für Schritt weiter zu leben.

 

Es wurde sehr emotional, und die Fans im ausverkauften Stadion antworteten mit Applaus und Zurufen. «Je t’aime» kam immer wieder sowohl seitens der Fans als auch von Céline selbst und ihre Mimik zeigte, dass sie es auch so meinte.

 

«Du willst keinen Hit», sagte ihr René, bevor alles begann. «Du willst nicht nur einen Song, der gespielt und dann wieder vergessen wird … Du wirst eine Karriere haben.» Die Zeit gab ihm Recht. Denn Céline hat im Laufe der Jahre massenhaft Hits produziert. Und das Publikum sang textsicher mit: von älteren Songs wie «It’s all coming back to me now», und «S’il suffisait d’aimer» bis zu den neueren «Taking chances» und «I’m alive».

 

Gänsehaut und a cappella

 

Eine Mini-Pause wurde nur für einen Outfit-Wechsel genutzt und nahtlos ging es weiter: Mit «Le Ballet» bewies Céline, dass sie auch sexy sein kann und tanzte im Spitzen-Overall lasziv mit Tänzer Pepe, der vom Publikum einen extra Applaus erhielt. Nach mittlerweile 15 Jahren Show in Las Vegas schont sich Céline auch auf ihrer Europa-Tournee nicht und das Publikum dankte für die Energie und den Einsatz mit wiederholten Standing Ovations.

 

Für Gänsehaut und unzählige leuchtende Smartphones sorgten «Pour que tu m’aimes encore» und «All by myself», das Céline zum Teil a cappella sang – man hätte eine Stecknadel fallen hören. 

 

Ihren eigenen Idolen zollte Céline Tribut mit Michael Jacksons «Black or White» und Queens «The show must go on».

Nach zwei Stunden durfte «My heart will go on» als Zugabe natürlich nicht fehlen und zum Schluss sang Céline auf einer Plattform mitten im Publikum: «Love of my life» von Queen – und man hatte das Gefühl, sie schloss darin alle ein: René, ihre Familie, die Musik und ihre Fans.

 

Céline ist dann am besten, wenn sie ist, wie man sie kennt und wofür man sie liebt: authentisch.

 

Esther Beck / So, 16. Jul 2017